Ausbildung und frühe Zeit in Paris
1920–1924
Ende März 1920 verlässt Giacometti Genf und kehrt nach Stampa zurück. Im Mai hält er sich mit seinem Vater in Venedig auf. Die Stadt bezaubert ihn und Tintorettos Werk zieht ihn in seinen Bann. Auf der Rückreise besucht Giacometti Padua, wo ihn vor allem Giottos Fresken in der Cappella degli Scrovegni sehr beeindrucken. Ende November folgt eine weitere und längere Studienreise nach Italien. Giacometti verbringt drei Wochen in Florenz, wo ihn eine Skulptur aus dem Ägyptischen Museum besonders anzieht.
Nach Florenz macht er Station in Perugia und Assisi, wo er Cimabues Kunst entdeckt, bevor er am 21. Dezember für einen sechsmonatigen Aufenthalt in Rom eintrifft. Roms Kunstschätze begeistern ihn. Fasziniert ist Giacometti vor allem von der Kunst der Antike, vom Barock und von den byzantinischen Mosaiken. Er malt einige Porträts und von den griechischen Tragödien inspirierte Gemälde.
Im Juli kehrt Giacometti nach Maloja zurück, um im September auf Einladung von Peter van Meurs, einem älteren niederländischen Herrn, wieder nach Italien zu fahren.
Die beiden sind kaum dort eingetroffen, als van Meurs schwer erkrankt. Giacometti erlebt kurz darauf dessen erfolglosen Kampf gegen den Tod mit. Dieses Ereignis prägt ihn für den Rest seines Lebens. Er kehrt nach Stampa zurück, arbeitet wieder mit seinem Vater zusammen und beschliesst, Bildhauer zu werden.
Ab dem 9. Januar 1922 ist Giacometti in Paris, um an den Bildhauereikursen von Émile-Antoine Bourdelle an der Académie de la Grande Chaumière teilzunehmen. Die Skulpturen und Zeichnungen, die dabei entstehen, gelten für Giacometti allesamt als Übungen, weshalb er sie alle zerstört. Erhalten sind lediglich die Bildnisse der Familienangehörigen, die in Stampa entstanden und die er den Dargestellten schenkte.