Die späten Jahre
1959–1966
Giacometti nimmt an der Ausschreibung für ein Denkmal auf dem Platz vor der Chase Manhattan Bank in New York teil. Seine insgesamt sieben Skulpturen – vier stehende Frauenfiguren, zwei gehende Männerfiguren und ein grossformatiger männlicher Kopf – entstehen direkt in Gips. Wenngleich keine davon der Jury präsentiert wird, so werden dennoch alle sieben 1960 in Bronze gegossen.
Aus den künstlerischen Recherchen, die Giacometti im Zusammenhang mit Yanaihara unternommen hat, zieht er die Schlussfolgerung, dass die Skulptur ein Spiegelbild der Realität ist.
Der Blick des Modells wird zum Mittelpunkt der Recherche des Künstlers, der nun seinen Schwerpunkt auf Porträts von den ihm am nächsten stehenden Menschen legt: seine Ehefrau Annette, sein Bruder Diego, seine Geliebte Caroline. In seinen letzten Lebensjahren erhält Giacometti zahlreiche internationale Auszeichnungen, die seinen herausragenden Ruf bestätigen. Es folgt eine Einladung, auf der Biennale von Venedig im Zentralpavillon auszustellen. Auf dieser Biennale wird ihm 1962 der Grosse Preis für Bildhauerei verliehen.
Während der Ausstellungsvorbereitungen bemalt Giacometti einige Bronzeskulpturen mit Ölfarbe. Im selben Jahr findet im Kunsthaus Zürich eine umfangreiche Retrospektive statt.
In Paris trifft er erneut Eli Lotar, einen Fotografen rumänischer Herkunft, der von den Surrealisten sehr geschätzt wurde, aber nun etwas «verloren» wirkt. Lotar sitzt für drei Skulpturen, einen Kopf und zwei Büsten Modell. Deren letzte Plastik davon ist auch die letzte Arbeit des Künstlers vor seinem Tod.
Im Jahr 1965 finden weltweit wichtige Retrospektiven statt. Giacometti beschliesst, alle zu besichtigen, und reist zur Tate Gallery nach London, zum Louisiana Museum nach Humlebæk und zum Museum of Modern Art nach New York.
1965 erhält er von der Universität Bern die Ehrendoktorwürde. Da es Giacometti gesundheitlich immer schlechter geht, verlässt er am 5. Dezember Paris und lässt sich ins Kantonsspital Chur einliefern. Hier stirbt er am 11. Januar 1966 an Herzversagen.