Die surrealistischen Jahre
1930–1934
Im Frühjahr veranstaltet Pierre Loeb in seiner Galerie in Paris die Ausstellung Miró – Arp – Giacometti: Die ausgestellte Gipsfassung von Boule suspendue macht Furore im Zirkel um André Breton. Zusammen mit Salvador Dalí lädt er Giacometti ein, sich der Gruppe der Surrealisten anzuschliessen, und Giacometti akzeptiert die Einladung. Zu diesem Zeitpunkt ist Giacometti hauptsächlich als Bildhauer tätig und malt eigentlich nur in Stampa.
Das Konzept der Surrealisten, dass Kunstwerke in die Alltagsrealität gehobene Fundstücke aus dem Unbewussten sein sollen, hat Giacometti mit programmatischer Deutlichkeit in Vide-poche demonstriert.
An der Stelle des Sockels erscheint ein Gebrauchsgegenstand – eine kleine Schale, in die man den Tascheninhalt entleert. Weitere Arbeiten aus dieser Zeit sind Cube, Tête-crâne und Objet invisible.
Der plötzliche Tod seines Vaters am 25. Juni 1933 trifft Alberto schwer. Giacometti beginnt, sich in seinem Werk vorwiegend mit dem Motiv des Todes und der Vergänglichkeit des Lebens auseinanderzusetzen. Es scheint, dass mit dem Tod des Vaters Giacomettis Interesse an surrealistischen Objekten und Konstruktionen erlischt. Giacomettis surrealistische Periode schliesst mit einer letzten Gipsskulptur ab: 1 + 1 = 3, eine konusförmige weibliche Figur.